Sammy-aus Pflegehund wird Herzhund

Sammy-aus Pflegehund wird Herzhund

Sammy ist ein 4,5 Jahre alter schwarzer Labbimann, der als mein erster Pflegling mit 3,5 Jahren zu mir kam.

Meine Pflegeerfahrung war bis dahin nicht sehr groß. war bin ich mit einem Schäferhund aufgewachsen, aber es ist doch etwas anderes einen „eigenen“ Hund zu haben und die volle Verantwortung zu übernehmen. Damals habe ich hin und her überlegt mir einen Hund zuzulegen. Die Idee, erst einmal einen Hund in Pflege zu nehmen, bevor ich mich ganz auf das Abenteuer Hund einlasse, kam von einer guten Freundin. Ich muss sagen, ich habe es nicht bereut.

Nachdem ich mich als Pflegestelle bei einem Tierschutzverein beworben hatte, und alle Vorgespräche und Kontrollen positiv verlaufen waren, klingelte eines Abends mein Telefon und Sammy wurde mir angekündigt. Ich wurde gefragt, ob ich mir einen Abgabehund zutraue und bekam ein Bild von ihm zugeschickt. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich „ja“ gesagt. Was auf mich zukam wusste ich damals nicht so richtig. Ich ließ mich einfach überraschen.

Zwei Tage später war es dann soweit. Ein schwarzer Wirbelwind, der in seinem bisherigen Leben nichts gelernt hat, außer Unsinn zu machen, kam bei mir an. Sammys erste Begegnung als er aus dem Auto stieg, war mit dem Nachbarhund. Da Sammy nicht sozialisiert war, ging diese kurze Begegnung sehr heftig ab. Sammy war in seinem alten Zuhause sehr viel allein. Er kannte als er zu mir kam nichts, keine Leine, kein Geschirr, keinen Wald, keinen Schnee, keine anderen Hunde. Dafür ging er über Tische und Bänke. Er sprang ins Bett, auf die Couch, klaute vom Tisch, machte Türen auf, ging an die Arbeitsplatte in der Küche, sprich er war auf einem Ausbildungsniveau von einem Welpen, der 3,5 Jahre alt war.

Sammy lernte schnell, was er durfte und was nicht. Nach einer Woche, ging er nicht mehr auf das Bett, die Couch, es wurde nicht mehr vom Tisch geklaut und die Türen blieben zu. Dank der Hilfe meiner damaligen Pflegestellenbetreuung, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand, ging das alles prima. Die Hausordnung war schnell bei ihm verinnerlicht.

Mein Herz hatte er somit erobert. Für uns beide war dann nach kurzer Zeit schon klar, dass wir uns nicht mehr trennen werden. Nach der ersten Woche, ging ich mit Sammy in die Hundeschule. Die ersten 6 Wochen hatten Sammy und ich fast täglich Einzelunterricht. Seine Fortschritte waren und sind heute noch gigantisch. Es machte und macht einfach nur Spaß zu sehen wie er sich jeden Tag ein wenig weiter entwickelt hat.

Nachdem Sammy 4 Wochen bei mir war, habe ich ihn dann adoptiert und es mit keinem Tag und keiner Sekunde bereut. Nach 3 Monaten intensivem  Training hatte ich Sammy soweit, dass er auch mal frei laufen durfte. Im vierten Monat, durfte er das erste Mal zusammen mit anderen Hunden auf den Hundeplatz zum Agility. Mit anderen Hunden, gerade fremden, muss ich immer noch vorsichtig bei ihm sein, aber das ist kein Vergleich zu seinen ersten Hundebegegnungen. Als er damals kam brauchte er nur einen anderen Hund auf 50m zu sehen, und er ist durchgedreht. Er hat gebellt, ist ins Geschirr gegangen, so dass man ihn kaum halten konnte und war aggressiv. So extrem ist das heute nicht mehr. Das hat viel Zeit, Liebe, Konsequenz und üben gekostet und kostet es auch heute noch, aber es lohnt es. Das ist eben seine kleine Macke, die er heute noch hat, aber wer ist schon fehlerfrei? Sammy hat sich in den 11 Monaten, die er jetzt bei mir ist, zu einem Traumhund entwickelt. Er ist sehr viel ruhiger geworden, bleibt auch mal allein zu Hause für 2 Stunden, ohne umzubauen. Er ist sehr freundlich zu Kindern und Erwachsenen. Im Haus bellt er kaum, und ich kann ihn überall mit hinnehmen. Im Herbst mache ich mit ihm wahrscheinlich die Begleithundeprüfung. Davon hätte vor einem Jahr niemand zu träumen gewagt.

In der Hundeschule gilt er mittlerweile als Musterschüler und als Beispiel dafür, dass man auch einen schwierigen Hund gut hinbekommen kann. Allerdings sollte man sich auch dessen bewusst sein, dass es viel Arbeit und Geduld dafür braucht. Hier reicht nicht die Übung in der Hundestunde. Die Übungen müssen konsequent mehrmals täglich wiederholt werden, bis der Hund sie verinnerlicht hat. Auch Rückschritte gehören mit dazu. Im Fernsehen, sieht es immer sehr leicht aus, wenn Hundetrainer innerhalb von 30 Minuten einem Hund etwas beibringen. Dem ist nicht so. Es braucht zum Teil Wochen und Monate. Das verlangt einem viel ab, aber lohnt sich immer.

Fazit: Ich würde immer wieder einen Hund zur Pflege nehmen und kann es jedem nur empfehlen. Allerdings sollte man sich der Konsequenzen bewusst sein. Das Leben wird von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf gestellt und ändert sich. Wenn ich aber die pure Lebensfreude sehe, die Sammy heute an den Tag legt, dann hat es sich mehr als gelohnt.